Politische Debatte
Hier findet ihr Stellungnahmen und weiterführende Literatur zu politischen Debatten!
Reform des SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfe)
Derzeit befindet sich der Entwurf des überarbeiteten SGB VIII in der Ressortabstimmung. Diverse Fachverbände haben ihre Kritik an dem bisherigen Entwurf zum Ausdruck gebracht. [Hier] findet ihr Zusammenfassungen zu wesentlichen Neuerungen des geplanten Gesetzes sowie Kritiken und Kommentare zu dem Reformvorhaben.
Im Wesentlichen konzentriert sich die Kritik auf den Vorwurf einer Finanzierungslücke zwischen dem, was das Bundesgesetz formal als Rechtanspruch formuliert und dem, was die Kommunen in Zeiten klammer Kassen tatsächlich umsetzen können. Verschärft werde dieser Gap durch das Loch, das durch die Corona-Krise in die kommunalen Kassen gerissen wurde. Ein Rechtsanspruch ohne auskömmliche Finanzierung bleibe aber eine leere Hülle und somit nutzlos für die betroffenen Kinder, Jugendlichen und Familien. Die Chance auf eine wirkliche Verbesserung für hunderttausende Familien sei somit vertan worden.
Sozialraumorientierung
In den Hamburger Bezirksämter wird derzeit das Konzept der Sozialraumorientierung (kurz: SRO) nach Dr. Wolfgang Hinte eingeführt. Dies gilt für alle Verwaltungsstrukturen von A wie Abfallwirtschaft hin zu Z wie Zulassungsstelle und schließt somit auch die Jugendämter mit ein. Ziel der SRO ist eine größere Bürgernähe durch eine verstärkte Ausrichtung am Willen und an den Bedarfen der Klient*innen. Einige Bezirksämter wie Mitte sind mit der Umsetzung der SRO schon sehr weit vorangeschritten und dienen somit als Modellbezirke für die übrigen Hamburger Stadtteile.
Auch auf die Erziehungsberatungsstellen kommt durch die Einführung der SRO einiges an Veränderungen zu, obwohl insbesondere in den systemisch orientierten Beratungssetting Begriffe wie Wille des Klienten oder Ressourcenorientierung immer schon gelebt und umgesetzt wurden.
SRO ist daher für EB´n nicht neu. Die Skepsis vieler Kolleg*innen gegenüber dem Konzept rührt vielmehr daher, dass befürchtet wird, dahinter verberge sich die Einführung einer Sparmaßnahme im Sinne einer EB light, in der dann die von der bke für Erziehungsberatung festgelegten Standards für institutionelle Erziehungsberatung nicht mehr oder nur noch eingeschränkt gelten. Dies ist insbesondere problematisch, als es für den Laien von außen nicht erkennbar ist, dass nicht überall, wo Erziehungsberatung vorne drauf steht, auch Erziehungsberatung im Sinne §28 mit entsprechenden fachlichen Standards enthalten ist. Somit würde eine derartige Form der EB light letztendlich auf Kosten und zu Lasten der Hamburger Familien gehen.
Dies möchten wir als Vorstand verhindern, indem wir im Dialog mit den politisch Verantwortlichen auf derartige Gefahren und Missverständnisse aufmerksam machen. Bislang gibt es auch noch keine Anhaltspunkte, dass sich derartige Schreckensszenarien bewahrheiten.
Für das Gelingen der SRO in Hamburg finden wir es wichtig, herauszustellen, an welchen Stellen Erziehungsberatungsstellen bereits erfolgreich sozialräumlich arbeiten und welche Gefahren bzw. Missverständnisse sich eventuell bei einer vorschnellen Umsetzung ergeben könnten. Dazu sind wir vom Vorstand im Austausch mit den entsprechenden Fachbehörden der Bezirke sowie der BAGSFI.
Als Mitglieder und Tätige in den Erziehungsberatungsstellen seid ihr herzlich eingeladen, euch an der Debatte zu beteiligen. Wer sich vertiefter mit dem Thema auseinandersetzen möchte, findet [hier] entsprechende weiterführende Literatur, u.a. einen Artikel von Dr. Wolfgang Hinte, in welchem er das Konzept der SRO erläutert.